Coronapfunde müssen purzeln

von Frederic Haupt

Zwischen Hantelbank und Mundschutz: Lange mussten die Fitnessstudios geschlossen bleiben und so manch einer hat während des Lockdowns das ein oder andere Kilo zugenommen. Da trifft es sich gut, dass man jetzt wieder trainieren gehen kann. Doch wie läuft’s im Fitnesstudio mit Mundschutz und Abstandsregeln?

Schweiß tropft auf den Boden. Im Zimmer hört man eine Mischung aus elektronischer Musik und angestrengtem Stöhnen. Auf dem Fernseher läuft ein Homeworkout-Video. Nur noch eine Minute – nochmal alles geben. Dann ist das Video endlich vorbei und die Trainingseinheit für heute geschafft. 

Wochenlang mussten sich die rund zwölf Millionen deutschen Fitnessenthusiasten mit Homeworkouts zufrieden geben. So auch die 21-Jährige BWL-Studentin Nathalie, für die der Gang ins Fitnessstudio zum Alltag gehört. „In der Zeit, in der die Fitnessstudios geschlossen waren, habe ich zu Hause trainiert. Doch das ist einfach nicht das Gleiche wie im Fitnessstudio. Ich bin megafroh, dass ich wieder trainieren gehen kann.“ Seit dem achten Juni haben die Fitnessstudios im ganzen Land wieder geöffnet und somit darf wieder überall trainiert werden. Doch das heißt nicht, dass man wieder seiner gewohnten Trainingsroutine nachgehen kann. 

Für jedes Bundesland gelten unterschiedliche  Hygieneverordnungen und die jeweiligen Studios müssen ein auf ihre Räumlichkeiten angepasstes Konzept erarbeiten. Zu den grundlegenden Regeln, wie überall zur Zeit, gehört der eineinhalb Meter Sicherheitsabstand. Um ihn jederzeit einzuhalten, werden Geräte mit größerem Abstand aufgestellt oder komplett gesperrt. Außerdem darf nur eine maximale Anzahl an Gästen gleichzeitig vor Ort sein. Die variiert je nach Größe des Fitnessstudios. Phillip, dualer Student bei Clever Fit, erklärt, die Maximalanzahl läge sogar unter der vorgegeben Höchstgrenze, um einen besseren Schutz der Kunden zu gewährleisten. Außerdem muss in den meisten Studios im Eingangsbereich eine Maske getragen werden. Beim Training selbst wird es zwar empfohlen, ist jedoch keine Pflicht.

„Ich habe es am Anfang ausprobiert mit Maske zu trainieren. Doch es ist schon unangenehm, da man schwerer atmet und es darunter sehr schnell heiß wird“, sagt Florian, der selbst gerne trainiert und als dualer Student bei Kieser Training in Hanau angestellt ist. Darüber hinaus bietet das Studio keine Trainingskurse an, da

man sich dabei zu nahe kommt. Obwohl wieder trainiert werden darf, stellt sich die Frage, ob die Menschen dieses Angebot überhaupt nutzen wollen. Bei der Clever Fit Filiale in Dieburg, nahe Frankfurt, sei die Auslastung im Mai um ca. 60 Prozent weniger als im Mai des Vorjahres. Jedoch steigt die Auslastung in den letzten Wochen an. Außerdem haben viele „Schläfer“ ihre bestehenden Verträge gekündigt und neue Verträge werden so gut wie gar nicht abgeschlossen.

Auch bei der Kieser-Filiale in Hanau spürt man die Auswirkung der Corona-Pandemie. „Die Kunden, die wieder zum Training kommen, haben sich sehr gefreut. Da viele bei uns trainieren, weil sie gesundheitliche Probleme haben, die sich durch die Pause verstärkt haben“, erzählt Florian. Um bei Kieser zu trainieren, muss man derzeit  vorher einen Termin vereinbaren, der verbindlich ist. Deshalb ist es zu Stoßzeiten ähnlich voll wie vor Corona. Auch hier werden kaum neue Verträge abgeschlossen. Es scheint, als wäre für einen Teil der Mitglieder der Gang ins Fitnessstudio noch zu risikoreich, wobei diejenigen, die ins Studio kommen, sich sicher fühlen. „Bevor ich das erste Mal wieder trainieren war, habe ich schon eine leichte Unsicherheit gespürt. Die hat sich aber nach dem ersten Training ziemlich schnell gelegt, da die Mitarbeiter bei uns im Studio sehr genau darauf achten, dass alles sauber ist und sich die Mitglieder an die Hygieneregeln halten“, sagt Nathalie.

Die Corona-Pandemie hat auch Neueröffnung von Studios verzögert. Phillip wollte eigentlich mit seinem Vater zusammen am ersten Juni in Groß-Umstadt ein neues Studio des Franchise-Unternehmens Clever Fit eröffnen. Die Pandemie durchkreuzte die Pläne und so schoben Vater und Sohn die Eröffnung um zwei Monate auf. Die Anschaffung von Geräten und das Anwerben von Personal musste vorerst abgebrochen werden. Angesichts der schwierigen Lage habe er natürlich Bedenken wegen der Neueröffnung. Dennoch hofft er, dass die Fitnessbranche diese Krise überstehen werde: „Das Interesse an Fitness und Kraftsport ist immer noch groß. Ich denke, dass sich die Lage bald wieder normalisiert.“