Hinter den Kulissen der Redaktion
Für die „Renklis“ sind Antirassismus und Antidiskriminierung eine Leidenschaft, die sie zu ihrem Beruf gemacht haben. „Renklis“, so nennt Gründerin Melisa Karakuş ihr renk.-Team. „renk“ ist türkisch und bedeutet übersetzt Farbe, „Renklis“ heißt entsprechend „die Bunten“. Der Name beschreibt das Vorhaben von renk. gut, denn das renk. Magazin hat die Intention, Deutschland in all seinen Farbfacetten zu zeigen.
Das Magazin bedient Themen, die die Black, Indigenous, People of Color-Community (BIPoC-Community) betreffen und sind meist politisch sowie gesellschaftskritisch aufgearbeitet. Das Ziel der „Renklis“ ist es, eine Brücke zwischen Menschen aus der weißen und der BIPoC-Community zu schlagen.
Wie alles begann
Schon bevor Melisa Karakuş das deutsch-türkische Magazin gründete, musste sie sich mit Klischees und Vorurteilen gegenüber der türkeistämmigen Community herumschlagen. Es waren Aussagen wie: „Ihr esst doch alle kein Schweinefleisch.“ Oder Fragen wie: „Darfst du überhaupt Alkohol trinken?“, die sie dazu bewegten, den Menschen zeigen zu wollen, wie vielfältig die Community tatsächlich ist. 2013 hat Melisa schließlich renk. gegründet.
Da Melisa Kommunikationsdesignerin ist, legte sie von Anfang an großen Wert auf gutes Design – beim Onlinemagazin wie bei der Print-Ausgabe. Die Marke renk. wird aus dem „renk. Studio“ in Berlin-Wedding gesteuert. Dort werden unter anderem die Social-Media-Kanäle betreut und das Design umgesetzt. Das Design-Studio „renk. Studio“ ist nicht ausschließlich für das renk. Magazin verantwortlich. Weitere Kund*innen sind die Neuen Deutschen Medienmacher*innen oder das No Hate Speech Movement Deutschland.
Was macht renk. aus?
Intersektionalität, Sexarbeit, Radical Diversity, Diaspora, Gastarbeit, antikurdischer Rassismus, Transidentität – das alles und vieles mehr sind Themen, die im renk. Magazin aufgegriffen werden. Um damit so viele Menschen wie möglich zu erreichen, setzt renk. auf Crossmedialität.
Eine Besonderheit des renk. Magazins ist, dass es Minderheiten ein Sprachrohr gibt. Darunter sind: Menschen mit kurdischen, armenischen, êzîdischen Wurzeln. Die Kernzielgruppe von renk. ist zwischen 25 und 34 Jahre alt und bevorzugt das mobile Surfen. Am beliebtesten ist mit mehr als 30.000 Follower*innen die Instagram-Seite von renk..
Damit für die Social-Media-Kanäle und das Onlinemagazin täglich neue Artikel angeboten werden können, engagieren sich für renk. Akteur*innen aus ganz Deutschland. Die Kommunikation der Mitwirkenden funktioniert, abgesehen vom Berliner-Hauptsitz, hauptsächlich online. Doch eine Online-Kommunikation birgt auch Barrieren, durch die Missverständnisse aufkommen können. Um diese so gut es geht zu verhindern, setzen die Berliner-Chefredaktion und die Kölner-Redaktion auf eine transparente und offene Kommunikation. Dabei werden Missstände klar und deutlich angesprochen, um frühestmöglich handeln zu können. Bei Missverständnissen, die durch Korrektur- oder Illustrationsschleifen entstehen und immer hin und her gereicht werden, setzen sie auf die Professionalität und Empathie der Mitarbeiter*innen.
„Ich kann mich an die Situation erinnern, dass meine Lektor*innen einige Textpassagen nicht so gut verstanden haben, wie ich es gemeint habe. Am Anfang habe ich nicht so ganz verstanden, warum das unverständlich sein sollte. Aber irgendwann wurde mir dann durch die Kommunikation mit dem Lektorat bewusst, dass der/die Lektor*in aus der Sicht des Lesers oder der Leserin liest und nicht aus der Sicht des Autors.“ – Erdal Erez
Neben der renk.-Zentrale in Berlin arbeitet eine weitere Redaktion in Köln. Das Kölner-Büro der „Renklis“ residiert allerdings in der Wohnung von Redaktionsleiter Erdal Erez. Erdal ist auch der Moderator des renk.-Podcasts „Kahvehane“.
Die Kölner-Redaktion
Erdal Erez ist hauptberuflich Lehrer und wurde während seines Referendariats auf renk. aufmerksam. Damals war er auf der Suche nach einer Plattform, die seine Interessen im Kunst- und Kulturbereich widerspiegelt. Während seines Lehramt-Studiums hatte er für die Filmhochschule Köln Filmkritiken geschrieben und wollte sich nun wieder nebenbei im Kunst- und Kulturbereich engagieren. Auf Facebook ist er dann auf renk. aufmerksam geworden, weil im Magazin Themen aufgegriffen wurden, die ihn sehr interessierten, weil sie die migrantische Community betrafen.
„Und als ich dann gemerkt habe, dass dieses Magazin sehr auf die Gemeinsamkeiten zielt und nicht auf die Unterschiede der deutschen und der türkischen Kultur und seinen Schwerpunkt auf Kunst und Kultur legt, da wusste ich – ‚Ok, das ist ein unglaublich spannendes Magazin‘“, erzählt Erdal.
Als Erdal sich nach seinem Referendariat als Autor bei renk. bewarb, begann er mit Artikeln zur BIPoC-Community und zu Antirassismus und Antidiskriminierung. Aber schnell wurde ihm bewusst, dass er noch viel mehr Themen mit der Welt teilen wollte. Doch dazu fehlte ihm die Zeit. Und so begann er, natürlich nach Rücksprache mit dem Berliner-Team, eine Kölner renk.-Redaktion aufzubauen.
„Ich dachte mir: ‘Hey, NRW als der Hotspot, der so viel Pluralität aufweist, mit so vielen Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten – da muss unbedingt eine Redaktion her, mit ganz vielen Akteur*innen, also Autor*innen, Fotograf*innen, Illustrator*innen, Lektor*innen‘.“ – Erdal Erez
Danach startete er mit Berlin zusammen einen Aufruf und so wuchs eine ehrenamtliche Redaktion in Köln. Neben seiner Rolle als Redaktionsleiter moderiert Erdal gemeinsam mit Fatima Remli den Podcast „Kahvehane“.
In dem Q&A weiter unten könnt ihr mehr über dieses spannende Projekt erfahren.
©Rojda Çomak
Kahvehane – der Podcast, der Vorurteilen den Kampf ansagt
Ein Q & A
Das Magazin renk. ist vor allem ein Sprachrohr für die junge und kreative Diaspora. Neben dem Online-Magazin, der Print-Ausgabe und den Social-Media-Kanälen produziert renk. seit 2020 auch den Podcast Kahvehane. Hier wird unter anderem über Vorurteile gesprochen, die gegenüber den türkischen, kurdischen oder arabischen Communities weit verbreitet sind.
©Rojda Çomak
Zwei der vielen Folgen mit spannenden Themen zum reinhören:
Cooler Typ, supersympathisch.