DiversitĂ€t ist kein Fremdwort – oder doch?

Ergebnisse der quantitativen Untersuchung

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen haben die Recherche selbststĂ€ndig und ehrenamtlich durchgefĂŒhrt. Dabei haben sie zwischen einer quantitativen und qualitativen Untersuchung differenziert. Die quantitative Untersuchung fand von Februar bis August 2019 in Form einer E-Mail-Umfrage statt. HierfĂŒr haben sie gemeinsam mit Frau Professorin Horz-Ishak 126 Chefredakteur*innen per E-Mail angeschrieben und zum Thema DiversitĂ€t in ihren eigenen Redaktionen befragt. Wie divers ist denn nun die Medienlandschaft?

„Aber hier war auch ganz spannend zu sehen, dass wir sozusagen in den Entscheidungseben gar keine oder fast keine Vielfalt hatten.“

Christine Horz-Ishak

Von 126 befragten Chefredakteur*innen haben lediglich 56 auf die Frage geantwortet, ob sie den Anteil an Journalist*innen mit Migrationshintergrund in ihrer eigenen Redaktion kennen. Mit Ausnahme der Nachrichtenagentur Thomson Reuters konnte keine Redaktion zuverlĂ€ssige Angaben liefern. Reuters erfasst eigenen Aussagen zufolge immerhin die Staatsangehörigkeiten der angestellten Journalist*innen, um daraus Statistiken zur DiversitĂ€t in der Nachrichtenagentur zu erstellen. Wieso konnte keine andere Redaktion zuverlĂ€ssige Daten liefern? Zwei Chefredakteur*innen begrĂŒnden es so: 

„Sehen Sie bitte die Tatsache, dass in den HĂ€usern nicht nach dem Migrationshintergrund ihrer Mitarbeiter*innen gefragt wird, als ein Zeichen von Toleranz und guten Fortschritts in der Sache.“


Studie „Viel Wille, kein Weg“ (S.11)

„Aus Datenschutz- und AntidiskriminierungsgrĂŒnden darf das Unternehmen Angaben ĂŒber die Herkunft unserer Mitarbeiter*innen nicht erheben, so dass ich Ihnen Ihre Fragen leider nicht statistisch beantworten kann.“

Studie „Viel Wille, kein Weg“ (S.11)


Ergebnisse der qualitativen Untersuchung

Der zweite Teil der Untersuchung war eine qualitative Erhebung. Dazu haben die Neuen Deutschen Medienmacher*innen im Herbst Interviews mit folgenden Personen gefĂŒhrt: 

  • Dr. Peter Frey (Chefredakteur des ZDF)
  • Sven Gösmann (Chefredakteur der dpa)
  • Dr. Ulf Poschardt (Chefredakteur Die Welt)
  • Claus Liesegang ( Chefredakteur MĂ€rkische Oderzeitung)
  • Dr. Iva Krtalic (Integrationsbeauftragte beim WDR)

Wie sieht es bei den Chefredakteuren aus? Haben sie in ihrer Redaktion ein eigenes Diversity-Konzept?

„Auf der qualitativen Ebene gibt es keine Diversity-Strategien.“

Christine Horz-Ishak


Ursachen fĂŒr mangelnde DiversitĂ€t in Redaktionen

Die befragten Chefredakteure wĂŒnschen sich also vielfĂ€ltige Teams und stehen der Idee von diversen Redaktionen positiv gegenĂŒber. Dennoch mangelt es an der Umsetzung: keine konkreten Strategien, keine konkreten Maßnahmen. Und in den allermeisten MedienhĂ€usern existiert auch kaum Bereitschaft, systematisch Daten bezĂŒglich der DiversitĂ€t zu erheben. Dabei ist genau diese Erfassung wichtig, um Fortschritte und RĂŒckschritte zu messen und nachhaltige VerĂ€nderungen anzustreben. Wieso strĂ€uben sich die Chefredaktionen vor der Umsetzung konkreter Maßnahmen? 

„Auf meiner Sicht besteht da ein großer Beratungsbedarf und auch ein UnterstĂŒtzungbedarf.“

Christine Horz-Ishak

„Die Betonmauern mĂŒssen abgebaut werden.“

Dass es an DiversitĂ€t in Redaktion mangelt, hat TĂŒrkĂąn Deniz-Roggenbuck schon als VolontĂ€rin erfahren. Heute ist sie Diversity-Trainerin und unterstĂŒtzt Redaktionen und andere Institutionen dabei, diverser zu werden. Im Interview spricht sie ĂŒber ihre Erfahrungen in Redaktionen aus der Vergangenheit, ĂŒber ihre aktuelle Rolle als Diversity-Trainerin und ĂŒber notwendige Maßnahmen fĂŒr mehr DiversitĂ€t in der Zukunft.

TĂŒrkĂąn Deniz-Roggenbuck ©Moritz Rennecke, Sharmini Sivanathan © Melina Gramsch

Autor

  • mm

    Vor etwa einem Jahr stand Sarmini vor einer entscheidenden Frage: Wohin geht es mit ihr nach dem Bachelor? Nach langem Hin und Her hat sie sich fĂŒr den Journalismus entschieden und wagte den Sprung ins kalte Wasser. Die Bilanz nach einem Jahr: Es ist und bleibt die richtige Entscheidung! Besonders spannend findet sie die Auseinandersetzung mit politischen und kulturellen Themen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.