Sexistische Dating Shows: Wie weit darf Unterhaltung gehen?

Ex On the Beach, Love Island und Are you the one – Dating-Shows sind bei vielen jungen Menschen beliebt. Sie schaffen es immer wieder, uns in ihren Bann zu ziehen – trotz ihrer teils sexistischen Tendenzen. Woran liegt das?

Dating-Shows im Fernsehen und auf Streaming-Plattformen helfen uns dabei, aus unserem Alltag zu entfliehen und in eine Welt einzutauchen, in der wir anderen Menschen beim Dating zu schauen können – ohne selbst mit dessen Tücken kämpfen zu müssen.  Wir schauen uns solche Formate aber nicht ausschließlich aus eskapistischen Gründen an. Sie geben uns Orientierung für unser eigenes Dating-Leben und helfen uns dabei, unsere eigenen Flirt-Taktiken zu reflektieren und zu überarbeiten. Das funktioniert besonders gut, wenn wir uns mit der Unterhaltungswelt und den dazugehörigen Protagonisten identifizieren können.

Unterhaltung um jeden Preis

Unterhaltungsformate generell erzeugen Scheinrealitäten– das heißt fiktionale Wirklichkeiten, in denen Wunschvorstellungen ausgelebt werden – nur eben nicht von uns selbst sondern von den Protagonist:innen. Bei den Protagonist:innen von Dating-Shows handelt es sich im Gegensatz zu solchen in Spielfilmen nicht um professionelle Schauspieler:innen, die jemand anderen spielen. Dating-Show Kanditat:innen sind Privatpersonen, die für sich selbst die Liebe suchen oder des Geldes und Ruhms wegen mitmachen. Die von den Dating-Shows generierten Scheinrealitäten wirken für uns Zuschauer:innen deshalb nahbarer als andere Unterhaltungsangebote. Umso gefährlicher könnten solche Formate sein, wenn wir Zuschauer:innen von diesen fiktional kreierten Welten auf unsere eigene Realität schließen. Denn Shows wie Love Island schrecken nicht davor zurück, Unterhaltung um jeden Preis anzubieten – inklusive sexistischer Rollenbilder und unnatürlichen Körperidealen. Hauptsache die Quote stimmt. In den Shows machen oft muskulöse, männliche Kandidaten Jagd auf mehrere Frauen gleichzeitig – und das wird völlig legitim dargestellt. Frauen, die ähnlich mehrgleisig fahren, werden für ihr Verhalten verurteilt. Wo bleibt da die Gleichberechtigung?  

Gleichberechtigung, ja bitte!

Sollten wir Dating-Shows deshalb nicht mehr gucken? Doch, denn nicht alles an ihnen ist schlecht. Zum einen müssen sich die Zuschauer:innen vor Augen halten, dass es sich um Unterhaltungs-Sendungen handelt, die nicht der eigenen Realität sondern einer mehr oder weniger fiktiven Welt entsprechen.  Wir sollten deshalb nicht alles auf die Goldwaage legen, was in den Shows passiert. Andererseits erkennt man auf den zweiten Blick dieser Shows auch Ansätze von Gleichberechtigung. So sind es nicht immer die Männer, die eine Frau auswählen dürfen. Auch die Frauen werden zur Wahl gebeten, welcher Mann in der Show weiter um ihr Herz kämpfen darf. In manchen Fällen wie bei der Bachelorette wird die Frau sogar dazu motiviert, mehrere Männer gleichzeitig zu daten. Ob das in der realen Welt unabhängig vom Geschlecht immer der richtige Weg ist, sei dahingestellt. Wir dürfen also auch weiterhin Dating Shows auf RTL Plus und Co. hypen, wenn wir sie kritisch hinterfragen und sie als das erkennen, wozu sie dienen: Unterhaltung.

Autor

  • Lisa Vogt

    Als Kind hat Lisa ihre Familie interviewt. Heute fragt sie Gesprächspartner:innen eher selten nach der Lieblings-farbe. Ob beim NDR, bei Endemol Shine Germany oder RTL News – Medienerfahrungen hat sie schon einige.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.