Journalismus im Klassenraum

Drei Projekte, die Medienkompetenz und Journalismus für Kinder und Jugendliche fördern 

Zu sehen ist eine Schulklasse, die mit einem Journalisten redet.

Nahezu 100 Prozent aller Schüler:innen in Deutschland nutzen das Internet. Ob als Recherchemittel, zur Kommunikation zwischen Freund:innen oder aber als Plattform zur Meinungsbildung – die digitale Welt bietet mehr Möglichkeiten denn je! Umso wichtiger ist es, dass die Jugendlichen rechtzeitig wichtige Schlüsselqualifikationen erlernen – beispielsweise den Umgang mit Fake News. Eine Studie vom Leibnizinstitut für Medienforschung zeigt aber, dass sich knapp die Hälfte aller Jugendlichen nicht mit journalistischen Medien beschäftigt oder generell kein Interesse an Journalismus besitzt. Dies kann laut Expert:innen auch mit einem Mangel an Medienkompetenz zusammenhängen. Wie dem entgegengewirkt werden kann, zeigen folgenden drei Projekte.  

News Caching

Journalistisches Handwerk trifft auf Nachrichtenkompetenz 

Zu sehen ist das Logo der Agentur medienblau.
© medienblau

Warum wird ein Ereignis eigentlich zu einer Nachricht? Was macht die Glaubwürdigkeit eines Nachrichtenbeitrags aus? Und wie lassen sich Fake News entlarven? 

Diesen Fragen und mehr geht das Projekt News Caching auf den Grund, das von der Medienanstalt Hessen veranstaltet und von medienblau, einer gemeinnützigen Agentur mit Sitz in Nordhessen, konzipiert wird. Unterstützt wird das Projekt von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. News Caching setzt sich zum Ziel, Schüler:innen journalistisches Handwerk, aber auch Nachrichtenkompetenz zu vermitteln.  Über 350 Schulklassen in Hessen haben das Angebot bereits in Anspruch genommen. Das entspricht etwa 8.000 Schüler:innen.  

News Caching findet jeweils an zwei aufeinanderfolgenden Projekttagen an Schulen statt, sodass sich die Schüler:innen reflexiv und intensiv mit dem Themenfeld auseinandersetzen. Vor allem die praxisnahe Bearbeitung des Themas spielt eine wichtige Rolle – Schüler:innen sollen recherchieren, entlarven, schreiben und eigene Redaktionsgruppen bilden. 

Eine Besonderheit des Projekts ist die Aktualität der Themen, die während der Projekttage behandelt werden. Daniel Hildebrandt, Projektleiter von medienblau, betont, dass die stete Anpassung an aktuelle Thematiken die Basis des Projekts bildet. Daniel Hildebrandt empfiehlt allen Schulen, die Vermittlung von Medienkompetenz ernst zu nehmen, da „die Fähigkeit, sich im Netz zurechtzufinden heutzutage zu den wichtigsten Voraussetzungen zur Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft ist”. An diesen Bedarf möchte das Medienprojekt anknüpfen und somit der Medienmündigkeit Jugendlicher den Weg ebnen. 

Und wie finden die Schüler:innen das Projekt? „Die Resonanz der Schüler:innen ist sehr positiv. Die Jugendlichen schätzen die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung (…) und zeigen sich dem Projekt gegenüber aufgeschlossen und interessiert.”, so Daniel Hildebrandt.  

Use The News

Redaktionelle Praxis mit pädagogischen Impulsen verknüpfen 

© #UseTheNews

Wie informieren sich junge Menschen in Deutschland und wie entwickelt man zeitgemäße Nachrichtenangebote für die Gen Z? 

Das Informationsverhalten der jungen Generation besser verstehen und zeitgleich jungen Medieninteressierten die Möglichkeit geben, ihre Nachrichtenkompetenz zu stärken, ist das Hauptziel der Initiative #UseTheNews. Unterstützt durch die dpa (Deutsche Presse-Agentur) und weitere Partner, entwickelt #UseTheNews neue Informations- und Bildungsangebote für Jugendliche.  

Lara Gorski, Mitarbeiterin im Projektmanagement der dpa, betont: „Viele junge Menschen sind motiviert, sich aktiv mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen.” Durch die Möglichkeit, an der aktiven Gestaltung von Formaten mitzumachen, können die Jugendlichen ihre journalistischen Fähigkeiten erweitern. Außerdem stellt #UseTheNews Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte zur Verfügung und bietet Workshops an. 

Die Vermittlung von Medienkompetenz und Journalismus besitzt einen hohen Stellenwert bei #UseTheNews, wie Lara Gorski bestätigt: „Es ermöglicht den Jugendlichen, Nachrichten kritisch zu hinterfragen und Fakten von Meinungen zu unterscheiden.” Gerade in einer Zeit der Des- und Falschinformationen sei diese Kompetenz auch im Alltag unverzichtbar, da sich diese in Sekundenschnelle verbreiten können. Außerdem helfe Use The News jungen Menschen dabei, ihre „ihre eigene Stimme” zu finden, um Mitglieder einer pluralistischen Gesellschaft zu werden.  

Doch nicht nur für Schüler:innen ist #UseTheNews eine Bereicherung – auch Journalist:innen profitieren von der Website, unter anderem da sie dadurch Einblicke in die Perspektiven junger Menschen erhalten und die Beiträge zu Forschungszwecken nutzen können. Dadurch können zukünftige journalistische Formate an die jüngere Generation angepasst werden.   

Journalismus macht Schule

Den Berufsalltag von Journalist:innen kennenlernen 

Zu sehen ist das Logo von Journalismus macht Schule.
© Journalismus macht Schule

Wie können Lehrkräfte bei der Vermittlung von Journalismus an Schulen unterstützt werden? Welche Möglichkeiten gibt es für Journalist:innen , dies zu fördern? 

Journalismus macht Schule (JMS) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lehrer:innen hinsichtlich der Vermittlung von Medienkompetenz, vor allem im Bereich Journalismus, zu unterstützen. Das Konzept: Journalist:innen gehen an Schulen und stellen ihren Beruf vor. Zuvor bereitet JMS sie ausführlich durch pädagogische Hilfestellungen auf den Unterrichtsbesuch vor. „Das soll kein Monolog werden, sondern wirklich ein Dialog”, so die Projektleiterin von, Franziska Görner. Dadurch, dass Schüler:innen auf erfahrene Journalist:innen treffen, sollen falsche Vorstellungen zum Berufsbild abgebaut werden. „Das Medien-Misstrauen der Jugendlichen wächst seit Jahren. (…) Der persönliche Kontakt mit Journalist:innen ist näher und echter als ein Artikel im Schulbuch.”, ergänzt die Projektleiterin.  

JMS, seit 2022 als eingetragener Verein agierend, hat erkannt, dass vielen Lehrkräften auch schlichtweg die Zeit fehlt, sich zusätzlich zum normalen Curriculum, um die Medienkompetenz ihrer Schüler:innen zu kümmern. Genau da möchte JMS ansetzen und Lehrkräften Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen, das sie für ihren Unterricht nutzen können.  

Obwohl das Thema Medienkompetenz bereits in Teilen in den Lehrplänen verankert sei, müsse es übergreifender in die Bildungsarbeit einfließen. „Eigentlich müsste es bereits in die Lehrkräfteausbildung verpflichtend mit einfließen.”, fordert Franziska Görner. Erst durch Weiter- und Fortbildungen der Lehrkräfte könne der Bildungsauftrag ausgeschöpft werden. Dass Journalismus durchaus ein wichtiges Thema für die Schüler:innen und die Lehrkräfte darstellt, zeigt die durchweg positive Resonanz der Jugendlichen nach einem Unterrichtsbesuch. „Barrieren können abgebaut beziehungsweise falsche Vorstellungen geradegerückt werden. (…) Oft wird auch seitens der Lehrkräfte nach Folgematerial gefragt.”, schließt Franziska Görner.  

Konzepte, die ankommen. Sowohl für Schüler:innen als auch für Lehrkräfte bieten die genannten Angebote gute Möglichkeiten, das Thema Journalismus und Medienkompetenz in den Unterricht zu integrieren. Sei es durch Unterrichtsbesuche von Journalist:innen bis hin zu Projekttagen an Schulen – was Vereine und Initiativen zur Förderung von Medienkompetenz alles leisten können, beweisen sie alle.  

Autor

  • Alina Schunk

    Kein Weg ist zu weit, ihren Traum vom Journalismus zu erfüllen. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte Alina in der Schulzeit, ebenso den Hang zum Theatralischen. Fun Fact: Letztes Jahr hat sie 75 Bücher gelesen.

3 Kommentare zu „Journalismus im Klassenraum“

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