Journalistin und Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa
Weltweit verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen für Journalist*innen. Durch soziale Medien wie Facebook oder Twitter verbreiten sich Desinformation und Falschnachrichten immer schneller. Diese Wirkung kritisiert die philippinische Journalistin und Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa. Die sozialen Netzwerke hätten die Rolle der Journalist*innen als „Gatekeeper“, also Torwächter für die Gesellschaft, übernommen.
Pressefreiheit auf den Philippinen
Maria Ressa gilt in ihrer Heimat, den Philippinen, als eine der schärfsten Kritikerinnen des umstrittenen und kürzlich ausgeschiedenen Präsidenten Rodrigo Duterte. Sie kritisierte Duterte in der Vergangenheit vor allem für seinen „Anti-Drogen-Krieg“. Unter diesem Deckmantel hat die philippinische Polizei zahlreiche Menschen ohne Grund verhaftet oder sogar erschossen. Seit 2017 sind dadurch mehr als 7.000 Menschen ums Leben gekommen. Wegen ihrer Arbeit und der Aufdeckung der Missstände, wurde Maria Ressa mehrfach von offiziellen Stellen bedroht und musste sich wegen einer Verleumdungsklage vor Gericht verantworten. Seit Jahren gelten die Philippinen als eines der gefährlichsten Länder für Journalist*innen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit belegt das Land Platz 147 von 180.
Wut und Hass statt Fakten
Für ihren Kampf um die Pressefreiheit, erhielt Maria Ressa gemeinsam mit ihrem russischen Kollegen Dmitri Muratow im Jahr 2021 den Friedensnobelpreis. Der Preis gilt als eine der renommiertesten politischen Auszeichnungen weltweit. Ausgezeichnet wurden Ressa und Muratow für ihre Anstrengungen, die Meinungsfreiheit auf den Philippinen und in Russland zu verteidigen. „Zugleich stehen Sie für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal einsetzen in einer Welt, in der Demokratie und Pressefreiheit zunehmend gefährdet sind“, sagte die Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees Berit Reiss-Andersen. In ihrer Arbeit befasst sich Maria Ressa vor allem mit der Verbreitung von Falschinformationen auf den sozialen Netzwerken.
„Diese Social-Media-Plattformen geben der Verbreitung von Lügen, die mit Wut und Hass gespickt sind, buchstäblich Vorrang vor Fakten.“
Maria Ressa
Soziale Netzwerke als neue Gatekeeper
Maria Ressa hat es sich zur Aufgabe gemacht, Korruption und staatlichen Gewalt in Südostasien aufzudecken. 2011 gründete sie dazu das Nachrichtenportal Rappler. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen versucht sie, gegen die Verbreitung von Falschnachrichten auf den sozialen Netzwerken vorzugehen. Auf den Philippinen zählt unter anderem das Netzwerk Facebook zu den wichtigsten Verbreitungskanälen für Nachrichten. Dort sieht Ressa eines der größten Probleme. Plattformen wie Facebook würden unter anderem dazu genutzt, Regierungskritiker*innen zu unterdrücken. Die sozialen Netzwerke übernehmen dabei die Gatekeeper-Rolle, die vorher Journalist*innen als inhaltliche Instanz ausgefüllt hatten.
„Die Welt, in der wir heute leben, steht auf dem Kopf, weil die Technik zu den Torwächtern wurde. Viele, viele Jahre lang waren Journalisten die Wächter über die Öffentlichkeit.“
Maria Ressa
Schließung von Rappler
Dass die Lage auf den Philippinen auch weiterhin schwierig ist, zeigt die drohende Schließung des kritischen Nachrichtenportals. Die philippinische Börsenaufsicht entzieht dem Portal der Friedensnobelpreisträgerin die nötigen Lizenzen. Der Grund: Die Unterstützung durch ausländische Investoren verstoße gegen die Verfassung. Maria Ressa hat bereits angekündigt dagegen vorzugehen und macht deutlich: „Wir arbeiten weiter.“ Denn für sie ist klar: „Unsere Gesellschaft hat Journalist*innen noch nie so sehr gebraucht wie heute!“
„Unsere Gesellschaft hat Journalist*innen noch nie so sehr gebraucht wie heute!“
Maria Ressa
Zur Person:
Maria Ressa ist Gründerin und Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler. Rund 20 Jahre arbeitete sie als Investigativ-Reporterin und Korrespondentin für den amerikanischen TV-Sender CNN auf den Philippinen und in Indonesien. In ihrer Arbeit setzt sie sich gegen Desinformation und Machtmissbrauch in Südasien ein. Im Jahr 2021 wurde sie für ihre Verdienste um die Pressefreiheit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.