Harry Styles steht im Deutsche Bank Park in Frankfurt auf der Bühne

Inspirierend, vielseitig, politisch: Warum Harry Styles ein Vorbild unserer Zeit ist

Der einstige Teenieschwarm hat sich neu erfunden und ist zu einer wegweisenden Ikone in der Popkultur geworden. Mit seiner Persönlichkeit verkörpert er den Zeitgeist wie kaum ein anderer Künstler. 

Bild: Adriana Kauffmann, Harry Styles Konzert in Frankfurt, 5.Juli.2023

Es ist noch gar nicht so lange her, als Harry Styles in der Band One Directiongesungen hat. Mit Hits wie What Makes You Beautiful, Story Of My Life und Stockholm Syndrome ließ er die Herzen junger Teenager dahinschmelzen. Seit seiner Solo Karriere Anfang 2016 ist er in den letzten Jahren zu einer weltweiten Ikone geworden. Jede Single wurde mit Gold oder Platin ausgezeichnet und die Konzerte sind nach kurzer Zeit bereits ausverkauft. Der Brite aus Holmes Chapel zählt mit drei Grammys und vier Brit-Awards zu den ganz Großen im Popgeschäft. 

“We’re coming out tonight, we’re coming out tonight.” 

5. Juli 2023, 21:45 Uhr. Das Konzert von Harry Styles geht schon 45 Minuten. Nach der ersten Hälfte macht der Sänger eine Pause und nimmt sich Zeit, die Plakate aus dem Publikum zu lesen. Ein Ritual, welches er in seine Konzerte integriert hat. Unter anderem hat er ein Plakat von Esther, einem Fan aus den Niederlanden entdeckt. Auf diesem steht „It’s my Birthday! Help me come out as BI please?” (Übersetzt: Es ist mein Geburtstag. Bitte hilf mir mich als BI zu outen.) Der 29-Jährige unterhält sich kurz mit Esther und fängt danach an seine „Coming-Out-Musik zu spielen.“ Es ist kein richtiger Song, der Sänger hüpft einfach fröhlich mit einer Regenbogenflagge über die Bühne und sagt „We’re coming ut tonight ohhhhh, we’re coming out tonight“. während seine Band eine schnelle Punk rock-Melodie spielt.“ Esther hatte sich die Version gewünscht. Für den Ex-One DirectionSänger ist es wichtig, dass er auf seinen Konzerten und auch danach einen Raum schafft, in dem jede:r sich sicher fühlt und sein kann. wer er/sie sein möchte ohne Angst haben zu müssen, dass er/sie von der Gesellschaft kritisiert wird. Treat people with kindness ist sein Motto und ein Song seines neusten Albums Harry’s House. Er unterstützt seine LGBTGI+ Community aber nicht nur auf seinen Konzerten, sondern setzt sich auch privat dafür ein.

Im Rüschenkleid auf dem Vogue-Cover

Im Dezember 2020 gibt es eine kleine Revolution: Harry Styles ist als erster Mann allein auf dem Cover der Vogue zu sehen und trägt ein Kleid. Promis wie Candace Owens und Ben Shapio kritisierten das. Für sie war das Cover ein Symbol dafür, Männer zu verweiblichen. Auf Twitter schrieb die Trump Supporterin Owens: Bringt uns die männlichen Männer zurück.“ 
Seine Fans und viele weitere Künstler:innen haben ihn aber tatkräftig unterstützt. Seitdem zeigt sich der Sänger mit Kleidern, Perlenketten und hohen Schuhen, um die Jugend auf die unterschiedlichen Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. In einem Interview mit Howard Stern erzählt der heute 29-jährige, dass er Klamotten nicht so ernst nimmt. Klamotten sind für ihn Spaß und er möchte das anziehen, was ihm Spaß macht. Eine Einstellung, die er irgendwann auch seinen Kindern mit auf dem Weg geben möchte. 

Eine Zukunft ohne Labels?

Apropos Coming Out: Wenn Harry Styles nach seiner sexuellen Orientierung gefragt wird, antwortet der Sänger häufig mit „Who cares?” In einem Interview mit dem Guardian sagte Styles: “It’s not like I’m sitting on an answer and protecting it…It’s not: „Ooh this is mine and it’s not yours. It’s: „who cares?“. Er ist der Meinung, dass es nicht mehr zeitgemäß ist in Schubladen zu denken und jeder das machen kann, was sie/er möchte und dafür keine Bezeichnung braucht. 


Federboas und bunte Herzsonnenbrillen

 
Seine Message kommt auch bei den Fans an. Wo sonst Fußballfans in ihren Trikots sitzen, findet man auf seinen Konzerten bunte Federboas, Herz-Sonnenbrillen, bunte Kleider und Glitzer soweit das Auge reicht. Tausende Fans kreischen als der Sänger in Frankfurt in seiner Federboajacke die Bühne betritt. Das Publikum hat Spaß. Sie machen Polonaisen durch den Innenraum, legen sich auf den Boden oder tanzen einfach zu seinen Songs. Auf Social Media schreiben die Fans: „Harry hat einen Safeplace geschaffen, in dem jeder so sein kann, wie er möchte und ist mit seiner Persönlichkeit für viele ein Vorbild.“

Autor

  • Adriana Kauffmann

    Sie hat Journalismus und Unternehmenskommunikation in Köln und Berlin studiert. Nach der studentischen Mitarbeit im RTL Hauptstadtstudio folgte ein Volontariat beim Regionalprogramm von RTL in Mannheim (RON TV).

2 Kommentare zu „Harry Styles – Auf dem Gipfel des Erfolgs – Warum der Sänger ein Vorbild unserer Zeit ist“

  1. Toller Arikel! Das beschriebene Konzertereignis hatte ich so gar nicht mitbekommen, aber von den anderen Dingen hatte ich schon gehört. Dass er sich häufig eher „gleichgültig“ gegenüber den „etablierten“ Sexualitätsvorstellungen gibt und dass er sich so kleidet, wie er es will und sich nicht so verhält, wie es die Etikette oder sonst wer verlangt. Sowas finde ich klasse. Grade in einer Zeit, wo sich die politische Landschaft auf der ganzen Welt zu einem immer gefährlicheren Raum für LGBTQIA und non-binary Menschen entwickelt, halte ich es für ungemein wichtig, dass es populäre Rolemodels und Allys gibt. Danke für den weiteren Einblick in diese Thematik!

  2. Es ist immer wieder schön von solchen Ereignissen zu lesen! Ich bin zwar jetzt recht spät auf dieses hier gestoßen, aber von Harry Styles hätte ich auch nichts anderes erwartet. 🙂 Was mich momentan extrem in der Öffentlichkeit stört ist, wie doll der öffentliche Diskurs von den LGBTQIA (ich möchte niemanden ausschließen, also halte ich es wie Böhmermann und sage „und alle dazwischen und außerhalb, bitte nciht böse sein) feindlcihen Fraktionen bestimmt wird. Zeigen sich Personen der Öffentlichkeit als Allies, heißt es „Nein! Diese Personen sollen bei dem bleiben, wofür sie bekannt sind und nicht ihre Wokeness zeigen!“. Bei öffentlichen Aussagen von Berühmtheiten, die dem feindlichen Narrativ zugehören heißt es wiederum immer „Hä? ISt doch Meinungsfreiheit, ihr wollte einem auch alles verbieten, nichts darf man mehr sagen!“. Ich hoffe wirklich inständig, dass es sich dabei nur um eine laute Minderheit handelt.

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