GDL-Chef Klaus Wesely zum Tarifstreit zwischen GDL und Deutscher Bahn
von Henrik Riedel, 30.11.2023
Das Wichtigste in Kürze:
- Streiks bei der Deutschen Bahn kurz vor Weihnachten nicht ausgeschlossen
- Gewerkschaft GDL fordert mehr Lohn und Vier-Tage-Woche für Lokführer
- Verhandlungen gestartet: Deutsche Bahn AG bietet 11% mehr Lohn und Inflationsprämie
Alle Jahre wieder erwarten Bahnreisende zur Weihnachtszeit volle Züge, lange Wartezeiten und ausgebuchte Zugverbindungen. Die Deutsche Bahn rät Reisenden auf ihrer Website bereits jetzt zu frühzeitiger Buchung und Sitzplatzreservierungen für Reisen an den Feiertagen. Ab dem Fahrplanwechsel zum 10. Dezember diesen Jahres bietet die Bahn vor allem im Fernverkehr mehr Fahrten von und nach Berlin an, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.
Entgegen dem „Alle Jahre wieder“ und dem Plan der Deutschen Bahn, mehr Fahrten zur Entlastung anzubieten, steht in diesem Jahr ein erneuter Tarifkonflikt: „Wir schließen Streiks vor Weihnachten im Bahnverkehr nicht aus“, sagte GDL-Chef Klaus Wesely.
Hintergrund ist die Forderung der Lokführergewerkschaft GDL, die 555 Euro mehr Lohn für die Schichtarbeitenden, 38 statt 35 Wochenstunden an Arbeitszeit und eine Vier-Tage-Woche vorsieht.
Vorstellungen der GDL „unerfüllbar“
Nachdem der Bahn-Personalvorstand Seiler die Vorstellungen bereits vor Verhandlungsbeginn als „unerfüllbar“ zurückgewiesen hat, da vor allem die Absenkung der Arbeitszeit dazu führen würde, dass die Bahn ca. 10.000 Lokführer mehr einstellen müsste – was angesichts des Fachkräftemangels und der erheblichen Kostenerhöhung laut Seiler nicht realisierbar sei, hat die Bahn heute ein erstes Angebot vorgestellt:
Quelle: dpa |

Das Unternehmen bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie bis zu 2.850 Euro mit einer Laufzeit von 32 Monaten. Eine Reaktion der GDL liegt noch nicht vor. Der entscheidende Punkt der Verhandlungen könnte in der Forderung nach Verkürzung der Wochenarbeitszeit liegen.
Die letzten Tarifverhandlungen im August mit der EVG zogen sich über zwei Monate und konnten erst im einen Schlichtungsverfahrungen gelöst werden.

Quelle: dpa |
Für Bahnkunden bedeutet das in diesem Jahr womöglich zusätzlicher Stress kurz vor Weihnachten: „Wenn die Lokführer nicht mehr wollen […], dann wird es grauselig“, betont GDL-Chef Klaus Wesely. Nach Ende der ersten Tarifrunde am Montag könnten erste Streiks folgen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, will die GDL zu einer Urabstimmung über unbefristete Streiks starten.
Zur GDL: Die GDL ist die kleinere Gewerkschaft bei der Bahn und vertritt neben der EVG vor allem die Interessen der Lokführer. Bei den jetzigen Verhandlungen seien ca. 10.000 Beschäftigte betroffen. Bei Verhandlungen der Verkehrsgewerkschaft EVG mit der Bahn wurde über Tarifverträge für ca. 180.000 Beschäftige verhandelt. In der Konsequenz würden Streikauswirkungen in diesem Fall nicht den gesamten Bahnverkehr lahmlegen, allerdings für deutliches Chaos und kurzfristigen Teilausfällen führen.