Wackelt Spotifys Monopolstellung?
von JANNES SCHÄLICKE

Musikstreaming ist ein harter Markt. Schon als einer der ersten Anbieter konnte sich der schwedische Dienst Spotify eine bis heute anhaltende Alleinstellung sichern. Trotz Konkurrenz von Giganten wie Amazon (Amazon Music), Google (YouTube Music) und Apple (Apple Music): Spotify spielt in Sachen Design, Benutzerfreundlichkeit und Musikqualität, wie der sehr guten Lautstärke-Normalisierung und der guten Bitrate, nach wie vor ganz oben mit. Doch zumindest bei der Bitrate muss sich Spotify seit längerem TIDAL, ebenfalls aus Skandinavien, geschlagen geben. Und die haben jetzt nochmal nachgelegt.
Seit dem Launch von TIDAL im Jahr 2014 war klar, dass dieser Musikstreamingdienst weniger die „Nebenbei-Hörer“ anspricht, sondern sich mit seiner Qualitätsstufe „HiFi“ (High Fidelity) die Musik-Junkies ins Boot holen will. Während Spotify mit einer Bitrate von maximal 320 kbps streamt, verspricht TIDAL HiFi Qualität, maximal 1411 kbps – und somit CD-Standard. Allen, die TIDAL als Hauptanbieter für Musikstreaming haben, wird ab Ende letzten Jahres hinter einigen Musiktiteln ein kleines, orangefarbenes „M“ aufgefallen sein. Das heißt, dass Ihr diesen Titel in „Master“-Qualität streamen könnt. TIDAL wirbt mit einem Klangerlebnis, wie es Produzenten im Tonstudio mit Master-Tapes haben, nämlich zu 100% unkomprimiert. Mit diesem Klangangebot ist TIDAL aktuell der einzige Musikstreaming-Dienst auf dem Markt. Heute sind bereits sehr viele Titel in Masterqualität verfügbar und es werden immer mehr. Doch HiFi- und Masterqualität hat ihren Preis: Streaming in diesen Dimensionen ist in allen Abomodellen bei TIDAL genau doppelt so teuer wie normale Qualität bei der Konkurrenz. So zahlt bspw. der Student statt fünf Euro zehn und der Erwachsene statt zehn, zwanzig Euro pro Monat. Außerdem gibt es noch einen weiteren Dämpfer: Der „einfache“ Musikhörer, der z.B. oft mit seinen InEar-Kopfhörern unterwegs ist, wird im Vergleich zur Spotify-Qualität keinen Unterschied hören. Für das erweiterte Klangerlebnis sollte schon eine HiFi-Anlage oder gute HiFi-Kopfhörer am Start sein, und auch dann ist der Unterschied minimal. Jedoch fällt beim genauen Hinhören und vor allem im direkten Vergleich mit Spotify-Qualität auf, dass HiFi und vor allem Master mehr „Tiefe“ bietet. Teilweise hört man Instrumente, die einem vorher nie aufgefallen sind, aber natürlich vom Künstler bewusst eingebaut wurden.

Abschließend kann man sagen, dass TIDAL somit für alle Klanggenießer, die sich gerne mal für ein paar Stunden vor ihre HiFi-Anlage setzen und wenn, dann bewusst Musik hören, genau das Richtige ist. Alle anderen, denen die ohnehin gute Klangqualität von Spotify ausreicht, sollten wegen des starken Preisunterschiedes nicht zu TIDAL wechseln. Um euch trotzdem selbst zu überzeugen, könnt Ihr HiFi- und Masterqualität bei TIDAL einen Monat lang gratis testen.