Israel-Palästina Krieg: Die Musik als gemeinsame Sprache? Wie an einer Berliner Hochschule Räume für Diskussionen entstehen

Die Berliner Musikhochschule Barenboim-Said wurde auf der Basis einer israelisch-palästinensischen Freundschaft gegründet. Der Anschlag des 7. Oktober auf ein israelische Musikfestival und dessen Nachwirkungen haben auch die Hochschule emotional schwer getroffen. Die Studierenden erschaffen Räume zur Diskussion. 

Von Merjem Sadovic, 09. 11. 2023

Das Orchester der Hochschule im Pierre Boulez-Saal                 Bildquelle: Peter Adamik

Vor 85 Jahren und heute

Der Anschlag der Hamas auf ein israelisches Musikfestival am 7. Oktober 2023 scheint als Gesprächsthema in alle Gesellschaftsschichten eingedrungen zu sein. Außerdem jährt sich heute die Reichspogromnacht zum 85. Mal, welche die systematische Verfolgung der Juden markiert.

Verstärkt wird auf die Reaktionen von Jüdischen und Palästinensischen Einrichtungen geblickt. Auch in die Kultur hat der Anschlag vom 7.Oktober seinen Einfluss gefunden. Zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen fanden in den letzten Wochen statt, um aufzuklären, um Sicherheit zu vermitteln, um Trost zu bieten.

Im Konflikt zerrissen?

Eine besondere Einrichtung in diesem Hinblick ist die Barenboim-Said Akademie, deren Gründer jüdischer und palästinensischer Herkunft sind. Über Zwei Drittel der Studierenden sind aus dem Nahen Osten nach Berlin gekommen, um an der Akademie Musik zu studieren. In Ensembles treten sie regelmäßig im nahegelegenen Pierre Boulez Saal auf. Der Dekan Michael Barenboim, Sohn des Gründers, äußert sich besorgt: Der Anschlag habe die Akademie schwer getroffen, viele von ihnen sind persönlich betroffen und haben Familie oder Freunde, die den israelischen Militärdienst antreten müssen.

Gründer der Akademie, Daniel Barenboim                                 picture alliance/dpa

Man sehe niedergeschlagene Studierende, die verletzt, bedrückt und voller Sorge sind. Die letzten Wochen seien nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen. Dennoch haben sie viel Gesprächsbedarf, oft entstehen spontan Diskussionen. Aber dafür gibt es an der Akademie genug Raum. Auch werden die Studierenden von Psycholog*innen und Mediator*innen betreut.

„Edward Said und ich haben immer geglaubt, dass der einzige Weg zum Frieden zwischen Israel und Palästina ein Weg ist, der auf Humanismus, Gerechtigkeit, Gleichheit und einem Ende der Besatzung basiert und nicht auf militärischen Aktionen, und ich fühle mich heute stärker in dieser Überzeugung verankert als je zuvor.“

Daniel Barenboim, Gründer der Akademie über den Anschlag. 10.10.2023.

Der Dekan ist hoffnungsvoll

Laut dem Dekan habe das musizieren bei den Vermittlungen und Diskussionen geholfen, dennoch ist die Musik keine allheilende Kraft. Eine gemeinsame Sache zu haben und durch diese verbunden zu sein, kann in Konfliktsituationen helfen. Dies scheint die Grundstimmung an der Akademie gut zusammenzufassen. Musik kann verbinden, auch in den schlimmsten Zeiten.