Corona-Leugner oder berechtigte Gesellschaftskritik?

Freie Meinungsäußerung

Von Theresa Garwing und Alicia Ettwig

50 Schauspieler und Schauspielerinnen veröffentlichten am Donnerstagabend, auf Twitter und YouTube, unter dem Hashtag #allesdichtmachen  Videos, in denen sie sich kritisch zur aktuellen Corona Politik äußern. Dafür ernten sie, statt Zuspruch, rigorose Resonanz. Der YouTube-Kanal „allesdichtmachen“ hat inzwischen allerdings fast 75.000 Abonnenten. Ist die Kritik an der Aktion berechtigt?
Zwei Meinungen:

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Der YouTube-Kanal „allesdichtmachen“ hat inzwischen fast 75.000 Abonnenten.

Zu übertrieben, findet Alicia:

Klar, es ist nicht zu verleugnen, dass kaum Worte über die vielen Menschen verloren wurde, die an dem Coronavirus leiden oder gelitten haben. Auch ist es durchaus berechtigt anzumerken, dass bekannte Schauspieler*innen wie Jan Josef Liefers oder Heike Makatsch wohl kaum finanzielle Ängste aufgrund der Pandemie haben müssen,
allerdings leben wir in einer Demokratie, in denen es allen erlaubt sein sollte Kritik zu äußern. Die geteilten Videos sind meiner Meinung nach keine Häme der Bundesregierung, sondern eine sarkastische und ironische Weise Kritik zu äußern.

Die Kulturbranche

Zudem wird auf ein wichtiges Problem aufmerksam gemacht. Die Kulturbranche wird in der Coronapolitik der Bundesregierung übersehen. Künstler wie Theaterschauspieler, Comedians oder Tänzer können nun schon seit über einem Jahr nicht mehr auftreten. Ihnen bricht somit fast Ihr gesamtes Einkommen weg. Wer vor der Pandemie noch keine große Bekanntheit erlangt hatte, schafft es während der Pandemie erst recht nicht. Aufgrund dessen ist es gut, wenn bekannte Persönlichkeiten auf ein Problem aufmerksam machen, wovon kleinere Personen in der Branche profitieren.

Ein Trauerspiel ohne roten Teppich, findet Redakteurin Theresa:

„#allenichtganzdicht“, so kritisiert der Satiriker Jan Böhmermann die Clips der Schauspieler- und Schauspielerinnen gegen die Corona- Politik. Doch er ist nicht der Einzige der sich über die Aussagen der deutschen Schauspiel-Elite aufregt. Auch Kollegen wie Elyas M ́Barek melden sich auf Instagram zu Wort: „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen“. Wo er recht hat, hat er recht. Denn diese Kampagne verharmlost nicht nur den Virus, welcher über 80.000 Deutschen das Leben kostete, sondern es sorgt für eine noch größere Spaltung der Gesellschaft. Auch die Aussagen erinnern an Botschaften von Querdenker- Demos: Panikmache der Regierung, fehlende Transparenz der Journalisten und eine autoritäre Politik. Der Corona-Verharmloser Bernd K., welcher mit seiner Firma „Wunder Am Werk“ hinter dieser Aktion steckt, beschreibt das Projekt als „Kunst“. Doch wo fängt Kunst an und wo hört sie auf? Vor allem, wenn diese für weiteres Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Regierung sorgt. Lösungsansätze zur besseren Eindämmung des Virus werden ebenfalls nicht gegeben. Wer also darauf hofft etwas Nützliches aus dieser Kampagne zu ziehen, sucht leider vergebens. Vielleicht sollte in Zukunft jedoch mehr an die privilegierten SchauspielerInnen gedacht werden, die in ihrer Penthouse Wohnung vereinsamen und ohne roten Teppich auskommen müssen. Den Pflegekräften und Ärzten, die tagtäglich ihr Leben riskieren um der Pandemie effektvoll entgegenzuwirken, wird sowieso genügend Aufmerksamkeit geschenkt.

23. April 2021, 15:22 Uhr

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